Erinnerungen von Werner Klinski

Das Heim in Siemensstadt
Zu den Zeiten, als das Heim noch in dem Gebäude der ehemaligen Elektromotorenwerke in Siemensstadt untergebracht war, galt es schon eine wohn- und heimliche Atmossphäre zu schaffen. Die vorhandenen Räumlichkeiten wurden entsprechend umgebaut und neu gestaltet. Hier sind Beispiele der Raumgestaltung des Altarraumes, der Postamente und Beleuchtungskörper sowie des Sprechzimmers zu sehen, die von der heimeigenen Tischlerei unter Kasimir Klinski umgesetzt und hergestellt wurden. Auch die Planung eines Turn- und Theatersaales war schon vorhanden. Damals dachte noch niemand, dass die Heimstation Siemensstadt nicht endgültig war.
Das Gelände in Wannsee
Das Grundstück des Heimes liegt in der Kolonie Alsen, welche als erste Berliner Villenkolonie von Wilhelm Conrad in den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts gegründet wurde. Von der Kolonie Alsen gibt es eine Verbindung zum Namen der Straße zum Löwen. Wilhelm Conrad hatte die Kolonie so genannt in Erinnerung an den Preußischen Sieg im Krieg gegen Dänemark 1864 durch die Eroberung der Insel Alsen. Als Symbol dieses Sieges stand in der Lichterfelder Kadettenanstalt ein großer steinener Löwe, geschaffen von einem Schüler Thorwaldsens im Jahre 1850. Conrad ließ eine Nachbildung auf dem Gelände des heutigen Don Bosco-Heimes aufstellen, welches damals öffentlicher Park war. Die erste Besichtigung des Geländes in der Straße zum Löwen 11 in Wannsee fand schon im November 1951 statt. Da dieses Grundstück jedoch für die Einrichtung der Berliner Residenz des Bundespräsidenten vorgesehen war, musste der Plan das Grundstück zu erwerben jedoch schnell wieder aufgegeben werden. Auch erlaubte die Bauordnung damals hier im "Reinen Wohngebiet" keine Einrichtungen dieser Art. Dieses änderte sich jedoch im Jahre 1952 und Dank der Bürgermeister-Reuter-Stiftung war es dann möglich, das damals noch 96.000 qm große Wannseegrundstück im Sommer 1953 zu erwerben. Wir fanden ein schönes Grundstück mit der Bebauung von 1923 bis 1925 vor: die Villa, das Pförtnerhaus, das Gärtnerhaus, das Gästehaus, die Schwimmhalle und die Gewächshausanlagen. Dieses Gebäude hatte der Eigentümer Dr. Jeidels vom Architekten Prof. German Bestellmeyer bauen lassen. Als Dr. Jeidels 1938 Deutschland verlassen musste, verkaufte er seinen Besitz jedoch noch rechtzeitig an die Berliner Handelsgesellschaft. Der ehemalige Gärtnermeister Gaus bewohnte weiter das Gärtnerhaus und sah nach dem Rechten, bis das Grundstück von den Salesianern erworben wurde. Während des Krieges waren die anderen Gebäude nicht bewohnt, wurden jedoch nach dem Kriege bis 1952 von amerikanischen Offiziersfamilien genutzt. Der Grundgedanke für die Planung des Don Bosco-Heimes war es, unter Einbeziehung der vorhandenen Gebäude und des Baumbestandes eine dörfliche Anlage zu schaffen, die sich landschaftlich harmonisch in die Natur einfügt, ohne diese zu zerstören. Auch sollten die im Grundbuch eingetragenen privatrechtlichen Lasten, die hier nur villenartige Bebauung zuließen, soweit wie möglich Berücksichtigung finden. Aufgrund wirtschaftlicher Erwägungen war es notwendig, auf dem Gelände Wohnraum für 225 Jugendliche zu schaffen. Von den vorhandenen Gebäuden konnte die Villa nur 25 Personen aufnehmen, so dass Neubauten für vier Gruppen mit jeweils 50 Kindern, eine zu dieser Zeit übliche Belegungszahl, und die dafür notwendigen Wirtschafts- und Verwaltungseinrichtungen geschaffen werden mussten. Diese Wohneinheiten waren in einzelnen Häusern in offener Bauweise geplant. Leider war die Zeit damals noch nicht reif dafür, denn dieser Plan stieß auf den Widerstand der Ordensoberen in München. So musste die Planung auf der traditionellen Kompaktbauweise „Alles unter einem Dach“ aufgebaut werden. Nach knapp 8 Monaten Bauzeit konnte das Heim am 30. Oktober 1955 bezogen werden. Die Gesamtbaukosten dieses 17.000 cbm umfassenden Gebäudes betrugen 1.250.000,-- DM einschließlich der Anschlussarbeiten und der Außenanlagen. 1955/56 wurde dann das aus pädagogischen und wirtschaftlichen Gründen so notwendige Gebäude für die Heimwerkstätten (Haus 4) errichtet. Das Gebäude wurde 1979 im Bereich der Schlosserei erheblich erweitert. Ohne die Mithilfe der Lehrwerkstätten, wären alle Bauten, Umbauten, Verschönerungen des Heimes und der Anlagen niemals durchführbar gewesen. Mit dem Bau der Kirche (Haus 7) und des darunterliegenden Festsaales sollte die Grundplanung abgeschlossen werden. Um für dieses Gebäude aber die Finanzierung mit öffentlichen Mitteln zu ermöglichen, wurde es als Kulturtrakt bezeichnet. Die Baukosten für dieses 5.000 cbm große Gebäude betrugen 300.000,-- DM. Der damalige Bischof von Berlin, Kardinal Döpfner, weihte die Kirche am 7. Mai 1959 auf den Namen des Heiligen Don Bosco. Leider fehlten die Mittel, um das Wahrzeichen des Heimes und der Kirche - den auf den Entwurfszeichnungen zu sehenden Glockenturm - zu errichten. Dieser Glockenturm wird erst im Jahre 1994, also etwa 35 Jahre später in etwas veränderter Form gebaut. Pädagogische Erkenntnisse für ein familienähnliches Wohnen führten Ende der 60er Jahre dazu, aus den vier großen Gruppen im Hauptgebäude mit je 50 Plätzen, fünf neue Wohngruppen für je 15 Jungen zu schaffen. Bei dem erforderlichen Umbau im Hauptgebäude, der 1976 beendet wurde, konnte außerdem im zentralen Mittelbereich die Havelstuben errichtet werden. In der Eingangshalle, dem Atrium, befindet sich seit 1956/57 eine plastische Wand-Farbkombination und das Portrait des Heiligen Don Bosco. Diese schuf der Kunstmaler Karl-Heinz Naschitzki. Da der Umbau des Hauptgebäudes die Reduzierung der Heimplätze von 200 auf 75 mit sich brachte, war ein Ersatzbau (Haus 11) notwendig geworden. Es wurden in einjähriger Bauzeit zwei Gruppen mit 6 Mitarbeiterwohneinheiten errichtet. Durch die architektonische Anordnung, die Betonung der beiden zeltartigen Giebel der Wohnhallen, konnte der ursprüngliche Entwurfsgedanke einer geschlossenen Dorfanlage mit Dorfplatz und Springbrunnen vollendet werden. Die Hausweihe fand am 19.10.1975 statt. Das schon 1967 erbaute Gästehaus (Haus 8) mit seinen 7 Apartments wurde 1982 um 5 weitere Gästezimmer, die Krankenabteilung und eine Wohnung für 6 Ordensschwestern mit Hauskapelle erweitert. Um den vielen Bedürfnissen und Wünschen des Heimes, der Gäste und Besuchergruppen nachzukommen, wurde eine Mehrzweckhalle (Haus 12) geplant. Nach Bewilligung der öffentlichen Zuwendungsmittel konnte mit dem Bau im Herbst 1983 begonnen werden. Die architektonisch stark gegliederte Halle wurde als Stahlbeton-Skelettbau mit Holzfaltwerkdach errichtet. Außerdem wurden zwei Mitarbeiterwohnungen angegliedert. Dieses 9.300 cbm große Gebäude wurde am 7. September 1984 gerichtet und wurde im Sommer 1985 fertig gestellt. Auch hier soll der Außenbereich zwischen dem vorhandenen Dorfplatz und der Mehrzweckhalle der Kommunikation, dem Sport und Spiel dienen und den Dorfplatz erweitern. Es entstand eine kleine Arena mit Kunststoffbelag und Flutlichtanlage, überdachte Sitzbereiche zum Verweilen und eine Versorgungsküche für das leibliche Wohl. Die in den nachfolgenden Jahren notwendigen Baumaßnahmen basieren auf einer Gesamtplanung des Bedarfsprogramms der Heimleitung aus den Jahren 1981-82. Die Anmeldung für diese Zuwendungsmittel der Investitionsplanung über den Caritasverband für Berlin e.V. datiert vom 7. September 1982. Beantragt waren die Mittel für: 1. den Umbau der Villa (Haus 2) 2. den Umbau der Zentralküche (Haus 6) 3. den Gewächshausverbinder (Haus 10) 4. den Umbau und die Erweiterung des Werkstättengebäudes (Haus 4) 5. die Gestaltung der Wege und Außenanlagen 6. den Sportplatzbereich. Nach der Prüfung der Kostenschätzung wurden die Bauplanungsunterlagen (BPU) erarbeitet und die Prüfung durch den Bausenat am 26. Oktober 1987 abgeschlossen. Die Bewilligung durch die Senatsdienststelle für Jugend und Sport erfolgte am 10. Februar 1988, wobei die Zuwendungsmittel auf die Jahre 1988-1991 aufgeteilt wurden. Die Eigenbeteiligung des Heimes von rund 10% der Kosten konnten durch die Leistungen der Werkstätten des Don Bosco-Heimes aufgebracht werden.