Pater August Klinski (SDB)

In Memoriam Pater August Klinski (SDB)

Pater August Klinski war für Berlin ein "Glaubensbote im Geiste Don Boscos". Kürzer und treffender als in diesem Satz aus der Todesanzeige lässt sich das Lebensbild P. Klinskis kaum zusammenfassen. Während seines ganzen Priesterlebens von 1934 bis 1978 stand dieser Jünger Don Boscos im Dienste der heimat- und familienlosen Jugend der Großstadt Berlins; darüber hinaus wirkte er durch seine Predigten und Vorträge in vielen Gemeinden und Schwesternkonventen; Priestern, Ordensleuten und Laien war er ein gern aufgesuchter Beichtvater.
Als ich im Frühjahr 1940 dem jungen Direktor im ersten Berliner Don Bosco-Heim in der Großen Hamburger Straße begegnete, war ich tief beeindruckt von seiner priesterlichen Persönlichkeit. Dieses Heim war in einem äußerlich finster wirkenden Quergebäude im zweiten Hinterhof einer typischen Berliner Mietskaserne untergebracht; aber im Hause selbst war alles licht und hell, es herrschte ein frohes Jugendleben. P. Klinskis strahlendes Wesen, sein natürlich froher und zugleich priesterlicher Kontakt, in dem er zu den Jungen stand, ließ in mir unwillkürlich den Gedanken aufsteigen: ganz so muss Don Bosco gewesen sein. Seine hohe Musikalität kam dem diplomierten Kirchenmusiker, dessen Vater schon Organist war, in seiner Arbeit sehr zustatten. Es war ein Genuss, seinem Orgelspiel zu lauschen. Schon damals bestand die Blaskapelle, durch die die Don Bosco-Jugend noch heute stadtbekannt ist.

Die frohe salesianische Spiritualität, die er verkörperte, ließ nicht ahnen, wie mühsam er seine Berufung hatte erringen müssen. Erst nach langem Suchen hatte er den Weg zu Don Bosco gefunden. August Klinski entstammte einer tiefreligiösen westpreußischen Familie. Sein älterer Bruder Johannes wurde schon mit 18 Jahren Trappist; zu ihm fühlte er sich besonders hingezogen, so dass auch in ihm der Wunsch reifte, Priester zu werden. Er meinte zunächst, dieses Ziel wie sein Bruder im Trappistenorden erreichen zu können. Mehrmals weilte er im Kloster seines Bruders; er hat mir einmal sehr anschaulich die strenge Bußpraxis dieses Ordens geschildert. Da ihm aber bald bewusst wurde, dass er zu apostolischem Wirken berufen war, fand er schließlich den Weg zu den Salesianern. Um aber Priester werden zu können, musste er zuvor das Abitur nachholen, so dass er nach seinen theologischen Studien erst im Alter von 34 Jahren zum Priester geweiht wurde. Er war also ein „Spätberufener“ und bezeichnete sich auch selber manchmal als solchen. Gleich nach seiner Priesterweihe kam er in das Berliner Don Bosco-Heim, zuerst als Präfekt, seit 1938 als Direktor.

Seinem Geschick gelang es, das Heim vor jedem Zugriff der NS Behörden zu bewahren. Als in den letzten Kriegstagen im April 1945 das Haus zwischen den beiden feindlichen Fronten zu liegen kam, trat er bereits mit den Russen in Beziehung, um das Heim vor einer Besetzung zu schützen. Als dann die SS-Truppe noch einmal vorrückte, musste er sich eiligst verstecken, wobei er von seinen treuen Jungens gedeckt wurde. Als er nach Kriegsende der großen Not der vielen elternlos gewordenen Jugendlichen begegnete, die dringend einer Beheimatung bedurften, kamen die Fähigkeiten seiner begnadeten Persönlichkeit zur vollen Entfaltung. Er erkannte, dass die salesianische Arbeit in Berlin auf eine breitere Grundlage gestellt werden musste. Unter Aufrechterhaltung des bisherigen Hauses gründete er zwei neue Heime, die er aber selbst immer als Provisorien empfand. Es gelang ihm zunächst, auf dem Gelände der völlig zerstörten und demontierten Siemenswerke das fast unversehrt gebliebene Lehrlingsheim zu pachten, das schon 1946 eröffnet und schnell ein echtes Don Bosco-Heim wurde. Da er aber befürchten musste, dass die Siemens-Direktion das Haus wieder für den eigenen Bedarf beanspruchen würde, schaute er nach einem eigenen Grundstück aus. In diese Zeit fällt seine Amerikareise, die ihm neue Horizonte und Möglichkeiten erschloss. Er hatte Gelegenheit zu einem dreimonatigen Studienaufenthalt in den Vereinigten Staaten, um die dortige offene und geschlossene Jugendarbeit kennen zu lernen. Auf dieser Reise traf er auch seinen Bruder Johannes wieder, der inzwischen Abt eines amerikanischen Trappistenklosters geworden war. Vor allem nützte er diese Zeit, um Verbindungen mit amerikanischen kirchlichen Organisationen und Persönlichkeiten anzuknüpfen, die ihm bei der Verwirklichung seiner Berliner Pläne hilfreich sein konnten. Mit den Sammelgeldern, die er bei dieser und noch einer zweiten Amerikareise zusammenbrachte, erwarb er mitten im vornehmen Villenbezirk Grunewald ein Grundstück, auf dem eine große repräsentative Villa aus der Kaiserzeit stand; diese wurde mit Hilfe seines Neffen, des Architekten Werner Klinski, zum dritten Berliner Salesianerheim, dem Dominikus Savio-Heim umgebaut. 

Bald darauf gelang ihm der große Wurf seines Lebens, nämlich der Erwerb des weitflächigen Grundstücks an der Straße zum Löwen in Wannsee. Hier war Raum genug, um ein großes Jugendheim mit Werkstätten und einer eigenen Kirche ganz nach eigenen Vorstellungen zu errichten. Hier zeigte sich P. Klinski als ein Meister der Finanzierungskunst, der immer neue Geld quellen zu erschließen wusste. Sein besonderer Gönner war zu dieser Zeit der damalige Regierende Bürgermeister Ernst Reuter, der ihm und seinen salesianischen Mitbrüdern besondere Sympathie und Unterstützung entgegen brachte. Noch heute erinnert ein Ernst-Reuter-Zimmer an ihn. Auch alle Schwierigkeiten während des Baues wusste er geschickt zu bewältigen.

Bei all seiner organisatorischen Leistung blieb er immer der Seelsorger und priesterliche Freund seiner Jungen. Das war das Wunderbare an seiner Persönlichkeit. Unermüdlich hielt er allabendlich die typisch salesianischen Gutenacht-Ansprachen für seine Jungen, gestaltete ihnen ein frohes Gemeinschaftsleben, war aber auch immer zum persönlichen Gespräch mit dem einzelnen da. Mit 71 Jahren gab er schließlich aus gesundheitlichen Gründen das Direktorenamt ab, das er 33 Jahre in vier verschiedenen Heimen, von denen er drei gegründet, innegehabt hatte. Auch danach blieb er als der „Altvater“ der gute Geist des Hauses. In unmittelbarer Nachbarschaft seines Lebenswerkes fand er nach seinem Tod, am 30. Juni 1978, auf dem evangelischen Friedhof seine letzte Ruhestätte. Sein Geist aber lebt weiter in seiner Gründung am Wannsee, die noch bis in die letzten Jahre weiter ausgebaut wurde und zu einem geistigen Mittelpunkt des Bistums Berlin geworden ist. (Prälat Dr. W. Albs)

Pater August Klinski hatte wieder einmal zu einem Richtfest oder einer Einweihung nach Wannsee eingeladen. Solche Feste pflegte er häufiger zu feiern. Wir saßen also in den Anfängen des großen Speisesaals an kleinen Tischen. Neben mir saß ein bekannter Berliner Kaufmann. Pater Klinski begrüßte seine Gäste mit einer humorvollen Rede. So kam denn auch mein Nachbar dran. Der Pater war des Lobes voll über dessen großmütige Unterstützung für sein Jugendwerk. Da stieß mich der Gelobte in die Rippen und sagte mir: „Das kostet mich wieder 10.000 Mark.“

Pater Klinski war ein „guter Mann für jede Lage“. Er saß an der Orgel, er saß im Beichtstuhl, er betete mit seinen Jungen das Abendgebet. Hörte man ihn gelegentlich erzählen, dann schien ihm dies das allerwichtigste: das Abendgebet mit seinen Jungen. Aber er war auch ein beliebter Beichtvater für Priester.
Er steckte voller Lebensweisheiten. Vom Gründer seines Ordens, dem heiligen Johannes Bosco, hat er einmal erzählt, dieser habe sich nie gewundert, wenn plötzlich, im letzten Augenblick vor einer großen Feier, die alle in Freude zusammenführen sollte, ein schrecklicher Ärger passierte. So sei das einmal mit dem Teufel. Da wo etwas Schönes vor dem Angesicht des Herrn zu gelingen scheine, da komme er immer und setze in der Nacht vorher einen großen stinkenden Haufen genau vor das Kirchenportal. (Prälat Dr. Klausener)

(Aus der Festschrift: 50 Jahre Don Bosco in Berlin, 1934-1984)

Pater August Klinski (SDB)
In Memoriam der Freunde Don Boscos Berlin

Das Wirken der Salesianer in Berlin ist mit diesem Namen ganz eng verbunden: Er war der "Don Bosco von Berlin" sowie "Der Bettler von Berlin" und nicht zuletzt "Der gute Geist von Don Bosco in Berlin" Einfach nur ein „guter Mann für jede Lage“ Vielen Dank für dieses Engagement im Sinne Don Boscos!

Der Vorstand der Freunde Don Boscos Berlin e.V.