Wannsee (1955-2005)

Unter den vielen Angeboten, die auf Grund der damaligen unsicheren politischen Lage West-Berlins gemacht wurden, erschien ein Grundstück in Wannsee als das Günstigste. Am 04. November 1951 besuchte es P. August Klinski zum ersten Mal. Er traf dort noch auf zwei amerikanische Offiziere, die mit ihren Familien auf dem Gelände ihr Quartier aufgeschlagen hatten. Das Hindernis, in dem bevorzugten Wohngebiet ein Jugendheim errichten zu dürfen, wurde nach langen Verhandlungen beseitigt. Trotz des für die annähernd 95.000 qm ungemein günstigen Preises war die Finanzierung zunächst ein unlösbar scheinendes Problem. Nachdem aber der Kaufpreis um 10 Prozent gesenkt worden war, zeigte sich ein Lösungsweg.

Der damalige Berliner Oberbürgermeister Ernst Reuter war dabei der ausschlaggebende Helfer.
Die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft und die überzeugende sozialpädagogische Tätigkeit unserer Mitbrüder in Istanbul hatten hier durch den ehemaligen Emigranten Ernst Reuter und seinen Freund Prof. Dr. Wilbrandt ihre Fernwirkung zugunsten der Salesianer. Am 20.08.1953 wurde der Kaufvertrag abgeschlossen.
Eine großzügige Spende und ein Darlehen hatten den Kauf ermöglicht. Später wurde das Darlehen durch eine Hypothek abgelöst. Dennoch waren mit dem Kauf längst nicht alle Schwierigkeiten aus dem Weg geräumt. Nachdem der Erwerb des Geländes bekannt geworden war, setzte ein Protest der Wannseer Bürger ein. Das Bezirksamt Zehlendorf stellte sich aber hinter die Pläne des Ordens.

Die auf dem Grundstück stehenden Häuser wurden gleich mit Jungen belegt, die in der bestehenden Gärtnerei und an der Geländegestaltung arbeiten sollten. Architekt Werner Klinski erhielt den Auftrag zur Planung eines der Zeit entsprechenden Jugendwohnheimes.

Trotz der Schwierigkeiten, die Meinungen und Wünsche der verschiedenen Instanzen auf Ordens und Kommunalebene auf einen Nenner zu bringen und die benötigten Gelder aufzutreiben, wurde am 03. Mai 1954 mit den Schachtarbeiten begonnen, und am 29. Juni 1954 konnte der Grundstein gelegt werden. Die eigenen Lehrwerkstätten, vor allem die blühende Tischlerei unter Meister Kasimir Klinski und die Schlosserei unter dem ehemaligen Heimjungen Meister Franz Gregull, und arbeitslose Jungen erbrachten einen hohen Prozentsatz an Eigenleistung.Insgesamt waren es 125 000,- DM.

Es wurde zügig gebaut, und schon am 18. Mai 1955 konnte das Richtfest gefeiert werden. Bei den Feierlichkeiten wurde daran erinnert, dass die Salesianer in Berlin in drei Häusern 350 Jungen betreuten. Der Senator für Bau- und Wohnungswesen hob hervor, im Rahmen des Wohnbauprogramms 1955 sei das Jugendheim in Wannsee, das 250 Jugendlichen Platz bieten sollte, das bisher größte Projekt.
Nach Beginn der Sommerferien konnten 70 Jungen bereits einen Vorgeschmack auf das Leben in der neuen Umgebung gewinnen. Sie verbrachten ihre Ferien in Zelten auf dem Gelände. Für den Herbst 1955 war der Umzug vorgesehen, er wurde auch in den Tagen nach dem 30. Oktober vollzogen, obwohl die Bauarbeiten wegen eines drei Monate währenden Putzerstreiks bedeutend verzögert worden waren. Weil noch keine Einrichtungen gefertigt oder gekauft werden konnten, wurde alles Mobiliar von Siemensstadt mitgenommen, dazu die Maschinen und Geräte der Werkstätten, Koch- und Waschküche und was ein Haushalt von etwa 230 Personen alles zusammengetragen hatte. Die englische Besatzungstruppe half durch Gestellung von Transportwagen aus der Verlegenheit, aber die Schnelligkeit, mit der alles geschehen musste, ließ an kriegsgemäße Heerlagerverlegung erinnern. Trotz des anfänglichen Durcheinanders, des ständigen Ausweichens bei den noch laufenden Bauarbeiten, war es eine rechte Freude, auf eigenem Grundstück und im eigenen Hause zu sein und dazu in einer der schönsten Gegenden von Berlin, die den Generaloberen der Salesianer bei einer Besichtigung begeistert ausrufen ließ: „un piccolo paradiso“!

Aber auch im Paradies musste nach der Ordnung der Natur mit Wasser gekocht werden, es blieben somit genug Aufgaben beim weiteren Ausbau des Hauses und der Gestaltung des Geländes. Von welcher Größenordnung die zu bewältigenden Aufgaben waren, kann man sich vorstellen, wenn man allein an die gleichzeitige Unterbringung von über 100 Schülern in den Schulen des Bezirks Zehlendorf denkt. Das Bezirksschulamt bekam eine Gänsehaut, weil alle Klassenfrequenzberechnungen durch diese Aktion über den Haufen geworfen wurden.
Zum Jahresende 1955 waren bereits 193 Jungen im neuen Heim in Wannsee.
Neben der ganzen Arbeit wird aber auch Sport und Spiel nicht vernachlässigt. Eine Ehrung für das Blasorchester, ja für das ganze Heim, ist es, dass die Musiker beim Fußball-Länderspiel Deutschland-England 1956 im Olympiastadion spielen dürfen. Im Mai wird unter der Assistenz von Patres und Jungen von den Straßenbauern die Straße vor dem Neubau als Vollendung des Gesamtprojekts angelegt.
So kam es, dass alles, was fertig wurde, als Erfolg der gesamten Heimgemeinschaft empfunden und mit um so größerer Freude und Genugtuung genossen wurde. Die Finanzierung hatte viel Sorgen bereitet und P. Klinski den Ruf als „größten Bettler von Berlin“ eingebracht, trotzdem aber ging er schon wieder an die Planung eines Kulturgebäudes mit Kirche und Mehrzwecksaal. Am 05. Juni 1956 konnte durch Generalvikar Puchowski die Heimweihe gefeiert und vielen Gästen zum ersten Mal das neue Werk gezeigt werden.
Am Ende des Jahres 1956 zählte das Heim 225 Jungen. Zum ersten öffentlichen Auftreten der Don Bosco-Gemeinschaft in Zehlendorf kam es anlässlich des Don Bosco-Festes im Jahre 1957 im Auditorium Maximum der Freien Universität.

Am 08.12.1957 wurde auf durch amerikanische Pioniere vorbereitetem Gelände der Grundstein für die Kapelle gelegt. Im Bauplan ist gleichzeitig ein Mehrzwecksaal für Kulturpflege und Festveranstaltungen vorgesehen. Nachdem er die Pläne gesehen hatte, entschied Bischof Döpfner, das Gotteshaus solle nicht nur eine Privatkapelle für das Heim sein, sondern eine Kirche mit öffentlichem Charakter.
Durch tatkräftigen Einsatz der US Army wurde unmittelbar nach Ostern im April 1958 der im Vorjahr bereits angefangene Sportplatz vollendet.
Seit seinem Bestehen wurde das Heim auch ein geistiger Mittelpunkt der katholischen Jugend Berlins. So fand besonders die Pfadfinderschaft der Diözese einen Ort für Tagungen und Übungen.

1959 war ein besonderes Jahr, standen doch eine Reihe von außergewöhnlichen Ereignissen im Kalender: Kirchweihe, das silberne Priesterjubiläum von Pater Klinski und 25jähriges Arbeitsjubiläum der Salesianer in Berlin. Am Feste Christi Himmelfahrt, dem 07. Mai 1959, erfolgte die feierliche Einweihung des Gotteshauses, das den Namen Don Boscos trägt. Nach wenigen Wochen traf sich am 5. Juli erneut eine große Festgemeinde, um das 25jährige Priesterjubiläum von P. August Klinski zu feiern. Der Chor der St. Hedwigs Kathedrale unter Prof. Dr. Karl Forster unterstrich mit seinem Gesang die Bedeutung dieses Tages. Im August wird die Don Bosco Kirche mit einer neuen Orgel ausgestattet, ab September kann sie im Gottesdienst benutzt werden.
Das 25jährige Arbeitsjubiläum der Salesianer in Berlin wurde am 27. September 1959 wiederum im Auditorium Maximum der Freien Universität mit Musik, Theater, Sport und Gesang gefeiert. Diese Veranstaltung versammelte die vielen Freunde des Hauses und die Vertreter der kirchlichen und staatlichen Behörden und vermittelte einen Eindruck von der Leistungsfähigkeit auch der Jungen, die aus dem ungünstigsten häuslichen Milieu stammten. In diesem Jahr konnte man auch den Aufbau und die innere Gestaltung des Heimes als abgeschlossen betrachten. Es war mit 225 Jungen im Alter zwischen 8 und 21 Jahren belegt. Zunehmend waren es von den Jugendämtern eingewiesene Jungen, die kein erziehungsfähiges Elternhaus hatten. Ihnen musste alles, was ein gutes Elternhaus hätte geben können, möglich gemacht werden. Wenn dies auch ein utopisches Ziel ist, und bleiben wird, so stand es doch immer als Forderung über allem, was hier zu geschehen hatte.

Einen knappen Monat später, am 25. Oktober, konnte auch der Festsaal im Don-Bosco-Heim seiner Bestimmung übergeben werden. Nachdem die Bauten und Anlagen mit der Weihe des Sportgeländes im August 1960 zu einem Abschluss gekommen waren, war zu Beginn des Jahres 1961 die Primizfeier eines Ehemaligen, Adolf Laminski, ein beglückendes Ereignis.
Im Juli 1961 wird in der Heimkirche ein Kreuzweg angebracht; vom aus Steinhagen stammenden Fritz Reuter in Feueremaille gestaltet.
Ein besonderes Ereignis war im Februar 1963 die Firmung von 37 Jungen durch Kardinal Bengsch in der Kreuzberger St. Bonifatius-Kirche. Die Theatergruppe führte sowohl am Don Bosco-Fest sowie an mehreren Abenden zusätzlich ihr in langwöchigen Proben erarbeitetes Stück auf.


Die neuerstandene Blaskapelle sorgte für die angemessene Untermalung. Eine neugeschaffene Beleuchtungs- und Tonanlage im Saal des Don Bosco-Heimes ließ alles in hellem Licht erstrahlen.

Don Bosco sprach gern von der „Familie“ des Heimes. Sich selbst bezeichnete er als den Vater, zu dem alle - wie zum leiblichen Vater - Vertrauen haben könnten. Folgerichtig sollten daher auch die Entlassenen in dem Heim - wie in einer Familie - ein aufnahmebereites Zuhause haben, wo sie sich zu Familienfesten und zur Hilfe in Lebensfragen aufgenommen wissen durften. Die Begleitung auch über die Heimbetreuung hinaus war ihm somit ein natürliches Anliegen, das zum integrierenden und unumgänglichen Bestandteil der Heimerziehung gehört. Daraus folgernd ist die Ehemaligen-Bewegung bei den Salesianer Don Boscos immer gepflegt worden.

Dies kam in einem größeren Treffen im Februar 1963 zum Ausdruck, anlässlich der Trauung eines ehemaligen Heimbewohners. Im März 1963 veranstaltete die DJK Berlin auf dem Heimgelände und im benachbarten Waldgebiet einen Waldlauf für alle männlichen Altersstufen, der vom Berliner Leichtathletikverband für alle angeschlossenen Vereine ausgeschrieben wurde. Trotz winterlicher Verhältnisse und großer Konkurrenz konnten die Jungen des Don Bosco Heimes beträchtliche Erfolge erzielen. Auch im September kam es zu einer mit rund 200 Teilnehmern aus Berliner DJK Vereinen recht großen sportlichen Leichtathletikveranstaltung.

Die Entwicklung zur Verjüngung des Heims machte gute Fortschritte, im mit 215 Jungen vollbelegten Haus sind 167 Schüler.
Im Herbst war die Zahl der Anmeldungen für die Aufnahme weiterer Jungen so hoch, dass elf auf die Warteliste gesetzt werden mussten.

Ende 1963 wirkten im Haus 13 Mitbrüder. Die Zahl der Schwestern ist konstant geblieben, seit 1947 wirken drei Mägde Mariens im Heim. Weiter arbeiten drei Meister: in der Schuhmacherei, Tischlerei und Schlosserei. Fünf männliche und eine weibliche Kraft stehen als Erzieher bzw. als Praktikantin zur Verfügung. Die Zahl der weiblichen Hausangestellten belief sich auf 21.
Nach Vorbereitung in den einzelnen Gruppen wurde Anfang März ein Ministrantentag veranstaltet. Sinn und Zweck dieses Tages war, die Jugendlichen, die zum großen Teil ohne religiöse Fundierung kommen, zum vertieften Glaubensieben hinzuführen. Zur Segensandacht mit Aufnahmefeier der neuen Ministranten umstellten 74 Messdiener den Altar. Insgesamt zählte das Don Bosco Heim 106 Ministranten.
Bei der diesjährigen Fronleichnamsprozession wurden drei Altäre auf dem Grundstück errichtet. Am 11. Juni empfingen 62 Jungen des Don Bosco-Heimes in der St. Laurentius Kirche von Erzbischof Bengsch die heilige Firmung.
Am 27. 8. besuchte Erzbischof Dr. Alfred Bengsch zum ersten Mal das Don Bosco-Heim. Er ließ es nicht bei einer flüchtigen Begegnung bewenden, sondern verbrachte einen ganzen Tag mit den Jungen, Erziehern und Mitbrüdern. Das ZDF brachte bereits am gleichen Abend einen Bericht über dieses Ereignis. Durch den Wechsel mehrerer Mitbrüder kommt es zu Veränderungen im Heim: So werden nach über 30jähriger Tätigkeit in Berlin Hermann Späh nach Köln und Direktor P. Bause nach 17 Jahren Berlin nach Essen versetzt. Die Musikgruppe des Heims trägt durch ihre Auftritte zum Gelingen des 80. Deutschen Katholikentages in Stuttgart bei.
Ganz im Sinne Don Boscos erhielt 1965 das Augustinusfest, der Namenstag des Direktors, durch die Teilnahme des Erzbischofs, des Dompropstes und des Generalvikars eine besonders festliche Note.
Schon zur Tradition geworden ist der alljährliche Waldlauf der Berliner DJK. Im Jahr 1966 betrug die Zahl der Teilnehmer rund 250. Mitte Juli wurde die Kirche ausgeräumt und die Arbeiten begannen, den Altar entsprechend den liturgischen Vorschriften vorzurücken, so dass in Zukunft das hl. Opfer den Gläubigen zugewandt gefeiert werden kann. Während der Bauarbeiten wird der Gottesdienst im Theatersaal gehalten.
Kardinal Paul Silva, Salesianer Don Boscos, der an einer internationalen Caritastagung in Berlin teilnahm, überraschte das Don Bosco-Heim im April 1967 mit seinem Besuch.
Zum ersten Mal kamen die Diözesanpriester West-Berlins - insgesamt 161 an der Zahl - Mitte April mit dem Erzbischof an der Spitze, zu einem Priestertag im Don Bosco-Heim zusammen.
Ein erster Exerzitienkurs im Don Bosco-Heim für Mitarbeiterinnen lief zufrieden stellend ab. Zur Primiz des Mitbruders aus Kalifornien, P. Jerry Dybdal, waren dessen Eltern und Gäste die ersten, die das fertig gestellte Gästehaus bewohnen konnten.

Bei so radikalem Wandel, wie ihn das Menschenbild in den letzten 20 Jahren erfahren hat, war es folgerichtig, dass auch die Erziehung des jungen Menschen nicht mehr in den gewohnten Maßen verlaufen konnte. So wurde Ende der sechziger Jahre auch hier im Wannseer Don Bosco-Heim die Überlegung über die dieser gewandelten Auffassung entsprechende Funktion des Werkes akut. Das Ziel musste bleiben: Den jungen Menschen für das Leben in der Gesellschaft von heute und morgen nach christlicher Welt- und Lebensauffassung zu befähigen - durch Entwicklung all seiner natürlichen körperlichen und geistigen Anlagen, durch Gewöhnung an soziale Lebensbereiche und -formen, durch Einübung in selbständiges und verantwortungsbewusstes Handeln. Mit den bisherigen großen Gruppen und der räumlichen Trennung der Wohnbereiche war dies nicht zu erreichen. Wenn die Gruppe als Lebensgruppe und Lernfeld für die Familie funktionieren soll, dann muss sie überschaubar klein sein und in abgeschlossener Geborgenheit ausstrahlender Wohnung leben können. Die Überlegungen führten zu einer umfangreichen Umbauplanung und zu dem Entschluss, für zwei weitere Gruppen ihre Wohnungen neu zu bauen. Die Planung war 1972 abgeschlossen, mit dem Bauen konnte man jedoch nach Klärung der Finanzierungsfragen und aller behördlichen Genehmigungsverfahren erst im Frühjahr des Jahres 1974 beginnen.

Am 06.03.1976 brach während der Umbaumaßnahmen ein Brand im Hauptgebäude unterhalb der Gruppe 2 im Wirtschaftslager aus. Er verursachte einen Schaden von 100.000 DM. Trotz aller Aufregung hatte dieser Vorfall auch positive Auswirkungen auf die nachfolgenden Baumaßnahmen.
Im bisher bewohnten Bereich werden durch Umbau insgesamt fünf in sich geschlossene Gruppenwohnungen entstehen, dazu Freizeiträume als gruppenübergreifende Angebote. Zu dem Neubau von zwei Gruppenwohnungen werden Erzieherwohnungen gebaut, um dem immer größeren Be darf an geeigneten angestellten Erziehern durch Wohnungsangebote entsprechen zu können. Die Gunst des großen Geländes in so günstiger Lage zwischen Wald und Wasser ist ausgenützt durch Sportplätze und Abenteuerspielgelände und durch einen eigenen Zoo mit vielerlei Tieren. So steht den Jungen eine Vielfalt von erziehungsträchtigen Angeboten zur Verfügung, und es wird, wenn es nicht an Mut und an der Beweglichkeit und Aufgeschlossenheit fehlt, immer möglich sein, die berechtigten Erwartungen der Jugendlichen zu befriedigen, sie aus der Gefahrenzone des Hospitalismus, des gefährlichsten Virus jeder Heimerziehung, herauszuhalten, und das für sie möglich zu machen, wozu Anlage und eigenes Wollen sie befähigen.
Wie dieses Werk im Wannsee so seine Entwicklungs- und Ausbaufähigkeit immer erwiesen hat, wurde hingegen das Dominikus-Savio-Heim im Grunewald allein durch seine Lage in der engen Nachbarschaft zu Villen und Hotels schon mehr und mehr in Frage gestellt und erhielt bei den Strukturüberlegungen der Provinz einen ungünstigen Platz. Mit dem Versprechen, dafür die Seelsorge in einer Pfarrei West-Berlins übernehmen zu wollen, ging die Provinzleitung an die Auflösung dieses Werkes und verkaufte im Jahre 1969 Grundstück und Haus. Die Jungen, die ihres Alters wegen noch in Heimerziehung bleiben mussten, konnten in Wannsee übernommen werden.
Auf Wunsch der Diözese übernahm die Provinz im gleichen Jahr die Pfarrei St. Nikolaus in Wittenau, dazu die Seelsorge in der Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik und den Religionsunterricht in einem Gymnasium und einer Grundschule. P. Werner Möller wurde mit der Leitung beauftragt und ihm P. Erich Fox als Kaplan und Religionslehrer zur Seite gestellt. Wie es die Direktive für alle Salesianischen Werke erfordert, so versuchten diese Mitbrüder von Anfang an, eine intensive Jugendarbeit aufzubauen. Die dazu benötigten Räume richteten sie in eigener Initiative und mit Hilfe der Jugendlichen in den Kellerräumen des Pfarrhauses ein und hatten bald ein blühendes Jugendleben in einer Art „Offenen Tür“. Trotz der verhältnismäßig weiten Entfernung von Wannsee entspann sich eine rege Verbindung zwischen den beiden zu einer Kommunität vereinten Werken. Die seelsorglichen Aushilfen und die Unterstützung und Besuche bei besonderen Veranstaltungen ließen die Kontakte zwischen der Gemeinde und dem Heim wachsen. Der durch den Personalmangel in der Provinz bedingte Abzug von P. Fox im August 1973 führte zur Aufgabe der Religionslehrerstelle am Gymnasium, zerschlug aber nicht die übrigen Aktivitäten in der Pfarrei und in der Jugendarbeit. Herr Pater Möller erhielt in dem Laienmitbruder Edmund Minhof eine Hilfe für Sakristei und Haus.
Eine weitere Seelsorgstelle wurde nach Schließung des Dominikus-Savio-Heimes durch P. Georg Preuß in Schlachtensee im St.-Theresien-Stift der Schwestern von der heiligen Elisabeth übernommen.
Zu einer festen Einrichtung wurde seit 1972 von P. Alois Bause das Ehemaligentreffen jeweils am Wochenende nach Aschermittwoch. Zu den einzelnen Treffen kamen viele, selbst aus Westdeutschland.

Im Zuge der Reduzierungsmaßnahmen, der Auflösung der Gruppe in der Villa - meist Volljährige - und der 4. Gruppe und durch Beginn der Umbaumaßnahmen sank die Frequenz 1972 auf 94 Jungen herab, und es entstand eine schwierige Finanzsituation, die noch verstärkt wurde durch den von den Richtlinien angeordneten Stand an ausgebildeten Erziehern. Darlehen von Diözese, Caritasverband und Provinz halfen aus den Schwierigkeiten. Nach einer Rückzahlung von Pflegekosten konnten die Darlehen ausgelöst werden.
Zu den Lehrwerkstätten kam nach Aufgabe der Schuhmacherei die Malerei hinzu. Nach einer Renovierung der Villa und Neueinrichtung einer 5. Gruppe stieg die Belegungsstärke wieder auf 110.
Am 07.04.1972 erhielten wir durch Beziehungen des P. Heinrich Minter das Bauerngehöft in Bahlen/Dinklage im Oldenburgischen zur Verfügung gestellt. Das Haus wurde im Laufe der Jahre mit Hilfe der heimeigenen Werkstätten des Berliner Hauses zu einem Ferienhof umgebaut. Heute dient es den Häusern beider Provinzen, Pfarreien, Vereinen und Schulen zu „Ferien auf dem Bauernhof“.
Das Heim wurde zur Hebung des Pflegesatzes, und weil es immer schon diesen Charakter besaß, als Erziehungsheim anerkannt. Für bestimmte Sachgebiete wurden Fachkräfte (Musiklehrer, Sportlehrer, Werklehrer) eingesetzt. Der Kleinzoo entwickelt sich nach Fertigstellung der Räume gut. Im Jahre 1973 feierte man die Erinnerung an die Seligsprechung Don Ruas mit dem Don Bosco-Fest zusammen. Der Theatersaal wurde „multifunktional“ gemacht und konnte nun mit Tischen besetzt und zum Tanz und gemütlichen Zusammensein verwendet werden. Beim Fasching und beim ersten Ehemaligentreffen am Sonntag nach dem Fasching machte sich dies wohltuend bemerkbar.

In den Sommerferien fahren immer alle Gruppen in Ferienquartiere, die lange Zeit im voraus geplant sein müssen. Immer mehr Gruppen aus dem Bundesgebiet kommen zu Besuch, die notdürftig im Saal untergebracht werden. Hier kommt eine Aufgabe auf das Heim zu. Schwierigkeiten entstehen durch die Unterbringung der zu entlassenen Jungen, weil sie keine Wohnung finden. Es wird eine Aktion bei Behörden von Stadt und Kirche und im Fernsehen gestartet und sie hat guten Erfolg, so dass manchen Jungen geholfen werden kann.
Das Jahr 1974 war das Jahr der Jubiläen. Das 40jährige Arbeitsjubiläum der Salesianer in Berlin und das 40jährige Priesterjubiläum von Pater Klinski, dem Mann der ersten Stunde in Berlin. Beides zusammen wurde gefeiert am 8. September in Form eines vergrößerten Heimfestes mit vielen Ehrengästen. Sogar unser Herr Generaloberer Don Ricceri, Don Ter Schure, der Bischof von Berlin, Kardinal Alfred Bengsch, gaben durch ihr Erscheinen der Bedeutung der hier geleisteten Arbeit Ausdruck. Viele deutsche Mitbrüder mit den bei den Provinzialen bekundeten ihre Verbundenheit mit dem Heim. Sogar das Fernsehen brachte einen Auszug von den Festlichkeiten.

Die Umstrukturierung der Gruppen von horizontaler Belegung zu vertikaler familiengerechter machte Fortschritte und erwies sich als pädagogisch vorteilhaft. Es wurden mehr und mehr auch weibliche Erziehungskräfte eingestellt.
Schwierigkeiten, die bundesweit durch Erwerbslosigkeit Jugendlicher auftraten, versuchte das Heim zu begegnen, indem man mehr in ihren Werkstätten aufnahm, dadurch allerdings auch mehr Ausbilder benötigte. Auf religiösem Gebiet bleiben die gleichen Probleme, weil die Jungen erst schrittweise vorbereitet werden können. Wie Don Bosco müssen auch die Söhne Don Boscos zunächst die Natur aufnahmefähig machen, indem sie die menschlichen Voraussetzungen schaffen, dass sich die Jungen angenommen und zu Hause fühlen. An der sonntäglichen Messe für alle wird festgehalten.

Im Jahre 1975 lief die bauliche Umgestaltung intensiv, bis Ende des Jahres der Neubau eingeweiht werden konnte. Nun waren die Wohnungen für sechs Gruppen à 15 Jungen fertig, von denen je neun Jungen ein Einzelzimmer und die übrigen sechs in zwei Dreibettzimmern untergebracht sind. Jede Gruppe hat ihren abgeschlossenen Wohnbereich, mit Schlaf- und Freizeiträumen reich aus gestattet, und jede mit einer Küche. Es können hierdurch auch kleinere Mahlzeiten in den Gruppen selbst hergerichtet werden, um die Familiengerechtigkeit zu fördern. Personell ist dies durch die Wirkung einer Gruppenmutter besonders angestrebt, die als erfahrene Hausfrau die Häuslichkeit pflegen soll.
Zu Anfang dieses Jahres wurde ein Ehemaliger, der im Heim die Schuhmacherei erlernt hatte, in Hildesheim zum Priester geweiht. Er feierte seine Primiz am Don Bosco-Fest.
Am Tag der Einweihung der Neubauten am 19. Oktober feiert man das 20jährige Bestehen dieser Niederlassung in Wannsee und man erhält bestätigt, dass man in diesem Zustand das Heim zum Modellcharakter für Heimerziehung entwickelt hat.

An baulichen Plänen bestehen noch der Umbau der Villa, Renovierung der Gärtnerei, Erweiterung der Schlosserei und ein Freizeitzentrum. Es werden zudem Pläne entwickelt für die weitere Strukturverbesserung - wie Turnhalle, Gruppenwohnhaus für Besuchergruppen, Wohnhaus für Angestellte. Viele Kosten werden ohnedies auf das Heim zukommen durch Erneuerung der sehr anfällig gewordenen Heizungen und Isolierung der Fundamente und Kellerbereiche. All dies wird das Heim in Zukunft stark fordern, sowohl finanziell als auch arbeitsmäßig mit seinen Werkstätten. Es werden vorsorglich Gesellen für Tischlerei und Schlosserei eingestellt, um bei den Arbeitsprogrammen nicht die Ausbildung der Lehrjungen zu vernachlässigen. Eine weitere Sorge bewegt die Leitung des Heimes wegen der Arbeitslosigkeit Jugendlicher, wegen des Fehlens von Ausbildungsplätzen und der Schwierigkeit für Jungen, die keine ausreichende Schulbildung nach weisen können und auch noch nicht motiviert sind für eine Ausbildung. Eingaben an das Arbeitsamt führen nach längeren Verhandlungen dazu, dass man einen förderungsfähigen Ausbildungsförderungslehrgang plant, der im September 1976 beginnen und 20 Jungen im Laufe eines Jahres zur Orientierung und Erprobung durch 5 Berufsgruppen führen soll: Eisen-, Holz-, Farbe-Bearbeitung, Hauswirtschaft und Gärtnerei. Dadurch kann man dann den am schlechtesten konditionierten Jungen unseres Heimes helfen und fehlende Plätze durch Externe - evtl. aus anderen Heimen des Bezirkes - auffüllen. Die Jungen sind sinnvoll beschäftigt, können sich erproben und haben bessere Chancen für eine Ausbildung. Da dies die Ärmsten der jetzigen Gesellschaft und auch die Gefährdetsten sind, glaubt man, ganz dem Anliegen Don Boscos zu entsprechen, wenn man sich hier engagiert. Es wird viele Sorgen und Beunruhigung dadurch geben; man ist sich aber gewiss, dass ihm diese Aufgabe zugewachsen ist. Die Kosten werden vom Arbeitsamt übernommen.

Zur Besserung unserer religiösen Situation wird im Jahre 1975 die Stelle eines hauptamtlichen Heimpfarrers gebildet. Dieser soll nicht durch andere Aufgaben belastet und abgelenkt werden, sondern sich ganz der religiösen Betreuung der Jungen und auch der Angestellten widmen und alle auf diesem Gebiet möglichen Anregungen aufgreifen und weiterleiten. Die bisher nebenher durch einen Beauftragten wahrgenommenen Aufgaben eines Jugendpastoralleiters, der hauptamtlich Gruppenleiter war, haben immer unter der Doppelbelastung gelitten. Der Heimpfarrer muss gruppenübergreifend allen für seelsorgliche Gespräche und Gestaltung religiöser Veranstaltungen zur Verfügung stehen. - Herr Pater Karl Ziegler wird zu diesem Zweck nach Berlin versetzt.
Nach langen Jahren konnte das Heim am 21.06.1976 wieder einmal Senatsbesuch empfangen. Die Senatorin für Familie, Jugend und Sport, Frau Ilse Reichel, wurde mit großem Bahnhof begrüßt. Sie zeigte viel Interesse an den geschaffenen Einrichtungen. Dieser Besuch trug wesentlich zu einem positiven Verhältnis zu den Behörden bei.

An besonderen Festen im Laufe eines Jahres werden immer das Don Bosco-Fest am Sonntag, der dem Festtag am nächsten liegt, gefeiert, ferner der Fasching und das Sommerfest als Hauptheimfest. Die liturgischen Festtage werden kirchlich begangen und mit gemeinsamen Mittagessen mit allen Jungen, Angestellten und Mitbrüdern. - Mit den angestellten Mitarbeitern und ihren Familien werden zu wenigstens drei Anlässen im Jahr gemeinsame Veranstaltungen mit gemütlichem Zusammensein und Tanz veranstaltet. Für die Ehemaligen ist ein offizielles Treffen am 1. Fastensonntag mit gemeinsamen Gottesdienst, Frühschoppen, Mittagessen, Fußballspiel um den Pokal Ehemalige gegen Heimjungen, Unterhaltung und Tanz. Ansonsten bekommen alle, die ihre Adresse hinterlassen, die Salesianischen Nachrichten mit einem Brief des Direktors über die Ereignisse im Hause und Einladungen zu den Festen. Viele haben es sich angewöhnt, zu allen Ereignissen auch mit Freundinnen oder Frauen und Kindern zu erscheinen, so dass immer eine große Familie zusammenkommt.
Unser Haus hat sich zum Anziehungspunkt für viele Berliner entwickelt. Viele Pfarreien machen wenigstens einmal im Jahr mit Altenvereinen, Kirchenchören und dergleichen einen Ausflug ins Don Bosco Heim; gehen gern im Gelände spazieren, lassen die Kinder spielen, werden mit Kaffee und Kuchen bewirtet und über die Arbeit informiert. Die Schönheit des Geländes und die Zweckmäßigkeit der Gebäude wirken anziehend. Berlin-Besucher-Gruppen aus katholischen Schulen haben oft einen Tag im Don-Bosco-Heim auf ihrem Programm; manchen konnte das Heim auch hier Quartier bieten.
Das ist die Gunst der sonst bedauernswerten Isolationslage Berlins. - Allein im Jahre 1976 waren es etwa 65 Gruppen, die auf diese Weise das Heim besucht haben. Die größte war im September die Aussiedlergruppe aus Polen, die mit 350 Personen aus Anlass des Jubiläums von Dr. Karl Sonnenschein durch den Diözesanrat für einen Tag im Heim eingeladen war und einen schönen Tag verbrachte. Durch günstiges Zusammenwirken von Mitbrüdern, Erziehern, Meistern, Gruppen und Werkstätten und durch freiwillige Helfer, treue Freunde des Hauses, ist manches möglich, das sonst undurchführbar wäre.
Für Besuchergruppen von außerhalb Berlins wird in der Villa Unterkunft für 40 Personen geboten, so dass die Funktion des ganzen Werkes dadurch eine weitere Ausweitung erhält. Die Betriebseinrichtungen mit Küche und dergleichen sind dafür genügend ausgestattet, und personell entsteht keine zusätzliche Belastung. Im allgemeinen ist die Endstufenplanung fertig gestellt, die vor allem gruppenübergreifende Freizeitgestaltung in den Monaten mit ungünstiger Witterung berücksichtigt. Ein Freizeitzentrum und eine Turnhalle wären ein sehnlicher Wunsch für die Zukunft und würden auch das Angebot für Besuchergruppen erweitern.
P. Harald von Schweinitz, der seit 1954 Präfekt des Hauses war, verstarb am 25.01.1977 nach kurzer schwerer Krankheit. Er wurde, wie auch die Mitbrüder P. Rund 1963 und P. Hey der 1969 auf dem Waldfriedhof in Zehlendorf in der Ruhestätte der Salesianer beigesetzt. Später ging ein lange gehegter Wunsch der Salesianer in Erfüllung, sie bekamen auf dem angrenzenden Friedhof neben der Andreas-Kirche eine Gemeinschaftsgrabstätte, wohin die drei verstorbenen Mitbrüder umgebettet werden konnten.
Durch verschiedene Beiträge in Funk und Fernsehen wurde die Salesianische Erziehungsarbeit im Berliner Don Bosco-Heim gewürdigt und einer größeren Öffentlichkeit vorgestellt.
Waren Auslandsreisen in den Ferien aufgrund der beschränkten Mittel bislang selten, so kam es durch großzügige Unterstützung von Senat, Caritas und BDKJ verstärkt zu internationalen Begegnungen und Auslandsaufenthalten.

Nach 44jähriger rastloser, aufopferungsvoller Tätigkeit für das Don Bosco-Werk in Berlin starb am 30.06.1978 der Geistliche Rat Pater August Klinski im Dominikus-Krankenhaus in Hermsdorf.
Mit seinem Namen sind die Häuser Große Hamburger Straße und seine Neugründungen in Berlin-Siemensstadt, Grunewald und das Don Bosco-Heim in Berlin-Wannsee unlösbar verbunden. Er wurde in der Gemeinschaftsgrabstätte der Salesianer am Don Bosco Heim beigesetzt. Kardinal Alfred Bengsch hielt das Requiem.
Am 17. August 1978 besuchte der neugewählte Generalobere der Salesianer, Don Egidio Vigano, das Haus, um wie er sagte: „den Don Bosco von Berlin“, P. Klinski, kennen zu lernen. Leider kam er um einige Wochen zu spät. Da sein Besuch in die großen Ferien fiel, konnte er nur vom verbliebenen Rest der Hausgemeinschaft begrüßt werden.
Der „Start ins Leben“ hängt oft entscheidend davon ab, ob man gelernt hat, für sich selbst Verantwortung zu übernehmen. Nicht selten fällt dabei so mancher frühere Heimbewohner zunächst kräftig auf die Nase, muss seine Wohnung verlassen, weil er zur unpassenden Zeit Lärm veranstaltet, läuft lediglich deshalb im Gammellook herum, weil er nicht ordentlich für seine Wäsche sorgt oder macht kräftig Schulden, weil er nie gelernt hat, verantwortungsvoll mit Geld umzugehen. Zwischen „drinnen“ und „draußen“ besteht eben doch ein großer Unterschied.
Im Berliner Don-Bosco-Heim der Salesianer am Wannsee versuchte man zwar immer schon, auf Grund dieser und ähnlicher Erfahrungen, noch bevor die Jugendlichen entlassen wurden, das im Verlauf der Heimerziehung Gelernte zu erproben. Im Ablauf eines normalen Heimalltags konnte dies aber nicht immer so erfolgen, wie es wünschenswert gewesen wäre.
Auf der Suche nach praktikablen Lösungen kam man Anfang 1979 zu der Überzeugung, dass man „Übungsräume“ außerhalb des Heimes schaffen müsste, um die Jugendlichen angemessen auf ein selbständiges Leben vorzubereiten. Man dachte an eine Wohngruppe, die unter der Leitung eines verantwortlichen Erziehers für ihre Versorgung selbst zuständig wäre.
Bei der Suche nach einer geeigneten Wohnung für das Projekt fand man das „Haus Pius XII.“ und „Haus Giovanni“, eine Stiftung, in der schon der vormalige Leiter der Missione Cattolica Italiana, der Italienermission in Berlin, Pater Luigi Fraccari, Kinder und Jugendliche betreut hatte. Die Stiftung blieb erhalten und fungiert nun als Träger der Wohngruppe. Das Don Bosco-Heim wählt aus seinen sieben Gruppen die Jugendlichen aus, die für den Wohnbesuch in Frage kommen und betreut sie pädagogisch. Die finanzielle Verwaltung geschieht durch den Caritasverband für Berlin.

Nachdem man sich über eine Konzeption für eine solche Außenwohngruppe Gedanken gemacht hatte, zogen die ersten Jugendlichen - allesamt Lehrlinge - Anfang Oktober 1979 ins „Haus Giovanni“ ein. Jeder Bewohner besitzt ein eigenes Zimmer; dazu kommen für die Gemeinschaft ein Wohnzimmer, Küche mit Vorratsraum und das Bad.

Zur festen Tradition ist inzwischen das Priestertreffen des West-Berliner Diözesanklerus auf dem Don Bosco-Gelände sowohl unter Kardinal Bengsch, als auch unter seinem Nachfolger Kardinal Meisner geworden.

Um diese Aktivitäten effektiver ermöglichen zu können, wurde der lange geplante Bau einer Mehrzweckhalle in der endgültigen Planung beschlossen. In erster Linie soll das Freizeitangebot für die Heimjugend erweitert werden und den Kommunikationsbereich des katholischen Berlins abdecken.
Erstmalig spielte das Don Bosco-Blasorchester unter dem Dirigenten Caspar Richter in Offenbachs Seufzerbrücke in der Deutschen Oper Berlin unter großem Beifall.
Ca. 400 Leute aus allen Teilen der Bundesrepublik wohnten beim Katholikentag zum Teil auch in Notquartieren auf aufgestellten Zeltbetten. Unter den Gästen befand sich auch der persönliche Gesandte des Papstes, Opilo Kardinal Rossi.
Im Oktober wurde vom stellvertretenden Bezirksbürgermeister Jürgen Klemann die Zufahrtsstraße zu unserem Heim als „Don-Bosco-Steig“ eingeweiht. Diese Straßeneinweihung fiel mit dem Jubiläum „25 Jahre Salesianer in Wannsee“ zusammen.

Anschließend wurde in Würdigung seiner Verdienste eine Büste in Bronze vom Begründer des Don Bosco-Heimes P. August Klinski eingeweiht. Sie wurde von seinem Mitbruder P. Johannes Meyer gestaltet. Am 17.02.1980 wurde mit einem zünftigen „Berliner Abend“ das Kommunikationszentrum „Havelstuben“ eingeweiht. Es dient der Begegnung unserer Heimjugend untereinander und mit ihren Gästen und Freunden des Hauses. Es wird von den Angestellten und Freunden des Hauses für ihre Familienfeiern gern genutzt.

Am 04.11.1980 starb der Mitbruder Pater Georg Preuß, er war in den letzten Jahren bei den Schwestern im Theresienstift Schlachtensee als Hausgeistlicher tätig.
Das 25jährige Bestehen des Don Bosco-Heimes Berlin-Wannsee wurde mit einer umfangreichen Fotoausstellung zum Don Bosco-Fest am 31. Januar 1981 gewürdigt.
Am 28. November 1981 besuchte die Senatorin für Schule, Jugend und Sport, Frau Hanna-Renate Laurien, das Don Bosco-Heim, um mit den Kindern und Jugendlichen zu diskutieren. Frau Laurien kannte aus ihrer früheren Tätigkeit die Salesianer Don Boscos in verschiedenen Niederlassungen der Norddeutschen Provinz.
Am 23.12.1981 starb der langjährige Tischlermeister Kasimir Klinski.
Zum jährlich wiederkehrenden Don Bosco-Fest am 31. Januar 1982 kommen die männlichen Ordensleute von Berlin zu einem Treffen.
Mit der hauptamtlichen Seelsorge der in Berlin lebenden Polen wurde im Februar 1982 der Salesianer Pater Jan Laskiewicz betraut.

Am 29.01.1982 fiel die Entscheidung für den Bau des Schwesternhauses der Borromäerinnen. Die Verhandlungen über den Bau führten der Provinzial und die Provinzoberin.

Zum Heimfest am 22. August 1982 begrüßten wir als Gast den Regieren den Bürgermeister Richard von Weizsäcker.

Im Januar 1983 erfolgte der Einzug der Borromäerinnen. Am 15.08.1983 wurde das neuerrichtete Schwesternhaus von Kardinal Meisner eingeweiht. Beide Direktoren, der scheidende, P. Bernd Roder, und der neue, P. Hermann Sandmann, waren dabei. Beim Sommerfest am 14.08.1983 fand der Direktorenwechsel statt.

Der Baubeginn der Mehrzweckhalle war im November 1983. Der Bau der Halle wurde durch Zuwendungsmittel des Senats von Berlin, der Diözese und des Bonifatiuswerkes und durch Eigenleistungen der Heimwerkstätten ermöglicht.

Durch die Freigabe von lange beantragten Zuwendungsmitteln konnten nun endlich auch weitere Baumaßnahmen erfolgen. Die Villa wurde umgebaut und renoviert. Im Werkstättengebäude wurden zahlreiche Umbauten vorgenommen. So entstand zum Beispiel eine neue Unterbringungsmöglichkeit für junge Auszubildende mit eigenen Appartements. Im Erdgeschoss wurden die Räumlichkeiten angepasst und behindertengerecht gemacht. Auch die Tischlerei erfuhr eine Erweiterung des Maschinenraumes und des Meisterbüros.
Die Außen- und Freizeitanlagen wie Sportplatz, Tennisplatz, Abenteuerspielplatz, Grillplatz wurden renoviert. So wurde aus dem bisherigen Schotterplatz eine Sportanlage mit Kunstrasen.
Auch in der Gärtnerei wurde umgebaut. Die Gärtnerei erhielt neben einem festen Verbindervorbau nun auch eine Einheit für Floristik. Zudem wurde ein eigenes Gebäude für den Garten- und Landschaftsbau in direkter Nachbarschaft zur Gärtnerei erstellt. Zu alledem erhielt die Gärtnerei 2004 noch eine eigene Zufahrt über den Don-Bosco-Steig.

Am 3. Juli 1994 wurde endlich noch der Traum des Architekten Werner Klinski wahr - einen Campanile - Glockenturm in Anbindung zur Don Bosco-Kirche auf dem Gelände zu errichten.
Der Glockenturm konnte im Rahmen des Sommerfestes, bei dem das 60-jährige Bestehen der Niederlassung der Salesianer Don Boscos in Berlin gefeiert wurde, geweiht werden.

Als letzten Bau auf dem Gelände von Don Bosco in Berlin-Wannsee ist die Reithalle zu nennen. Sie wurde 2003-2004 auf dem Gelände des ehemaligen "Ponyhofes" errichtet.

Bis zum Jahr 2005 bestanden also auf dem Gelände folgende Gebäude:

Haus 1 - Pförtnerhaus an der Str. zum Löwen 11
Haus 2 - Villa (Bildungsstätte, Gästeunterbringung und VWG)
Haus 3 - Kleintierzoo mit seinem anliegenden Wohngebäude
Haus 4 - Werkstättengebäude mit Tischlerei, Schlosserei und der Ausbildungsleitung sowie Appartements für BEW
Haus 5 - Garagen
Haus 6 - Hauptgebäude mit der Pforte, den Wohngruppen 1. 2. 3. 4. und 7.Gruppe, dem Verwaltungstrakt, dem Speisesaal mit Küche; den Havelstuben, der Wäscherei, dem Refektorium, verschiedenen Sitzungsräumen  und Kellerräumen
Haus 7 - Don Bosco-Kirche mit Theatersaal und Glockenturm
Haus 8 - Schwesternhaus mit dem Gästehaus, der Malerei und der Haustechnik
Haus 9 - Castel Gandolfo
Haus 10 - Gärtnerei mit den Bereichen Zierpflanzenbau, Floristik sowie Garten- und Landschaftsbau
Haus 11 - Wohngebäude der 5. und 6.Gruppe  mit Einliegerwohnungen
Haus 12 - Mehrzweckhalle mit Übungsräumen und zwei Erzieherwohnungen
Haus 13 - Reittherapiezentrum mit der Reithalle

sowie den Außenanlagen:

A - Kleintierzoo mit verschiedenen Volieren und Gehegen
B - Freilichtbühne (Schlucht)
C - Grillplatz (hinter Werkstattgebäude und 2.Gruppe)
D - Abenteuerspielplatz (hinter Werkstattgebäude und 2.Gruppe)
E - Großer Sportplatz (vor der Kirche)
F - Tennisanlage (beim großen Sportplatz)
G - Reitplatz (beim großen Sportplatz)
H - Dorfplatz (vor der 5.Gruppe)
I - Arena (kleiner Sportplatz bei der Mehrzweckhalle)

Das war Don Bosco Berlin-Wannsee - die schönen Jahre in Wannsee, doch die Einrichtung wird jäh beendet.

Die Ordensleitung beschließt: "Zum 31.03.2005 wird die Einrichtung Don Bosco Berlin-Wannsee geschlossen."

Das einmalige, wunderbare Gelände von Don Bosco Berlin am Wannsee wurde aufgelöst, entsorgt, verschrottet, verscherbelt und letzendlich an einen Immobilieninvestor verkauft. Die Salesianer Don Boscos in Berlin zogen danach in ein neues Domizil in Berlin-Marzahn. Dort sind sie angeblich weiterhin im "Geiste Don Boscos"  für die benachteiligten Jugendlichen tätig.